Medium-Chain-Triglyceride sind mittelkettige Fettsäuren mit besonderen Eigenschaften.
In den letzten Jahren ist Kokosöl zu einem beliebten Zusatz im Hundefutter geworden, und in Futtershops findet man immer häufiger auch MCT-Öle, die aus Kokosfett gewonnen werden.
Aber was genau steckt dahinter, was können diese MCT-Öle?
In diesem Beitrag schauen wir, was diese Öle eigentlich sind, wie sie hergestellt werden und wie sie auf den Körper eines Hundes wirken können. Darüber werde ich auch auf mögliche Risiken oder Bedenken eingehen, die bei der Verwendung dieser Öle als Futterergänzungen beachtet werden sollten.
MCT ist die Abkürzung für "Medium-Chain Triglycerides", was auf Deutsch mittelkettige Fettsäuren bedeutet. Diese Fettsäuren sind teilweise in tropischen Pflanzenölen wie Kokosöl oder Palmöl aber auch in kleineren Mengen in Milchfett enthalten. Im Gegensatz zu diesen Ölen und Fetten enthalten MCT-Öle jedoch ausschließlich mittelkettige Fettsäuren (MCT) mit sechs bis zehn Kohlenstoffatomen und keine langkettigen Fettsäuren (LCT).
MCT-Öle werden durch Hydrolyse und Fraktionierung (physikalische Spaltung von Fetten in einzelne Fraktionen durch langsames Abkühlen) von Kokosölen hergestellt. Nach dieser Bearbeitung enthalten die Öle durchschnittlich 99 % mittelkettige Fettsäuren mit einem Verhältnis von Caprylsäure (C8) zu Caprinsäure (C10) von ca. 60 : 40 %.
MCT-Öle können eingesetzt werden bei:
MCT-Fette sind leichter verdaulich als Fette und Öle mit langkettigen Fettsäuren und deshalb für Hunde mit Darmleiden, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und Galle sowie Fettabsorptionsstörungen und Epilepsie besser verträglich.
Unterschiede zwischen mittel- und langkettigen Fettsäuren
Mittelkettige Fettsäuren und langkettige Fettsäuren unterscheiden sich in ihrer chemischen Struktur, ihrem Aufbau:
Mittelkettige Fettsäuren haben – wie ihr Name es besagt – eine kürzere Kettenlänge als langkettige. Sie bestehen aus einer Aneinanderreihung von Kohlenstoffatomen, die an einem Ende eine Carboxylgruppe tragen. Bei mittelkettige Fettsäuren beträgt die Kettenlänge normalerweise 6 bis 10 Kohlenstoffatome. Vertreter dieser Fettsäuren sind bspw. die Laurinsäure, Caprin- und Caprylsäure.
Langkettige Fettsäuren hingegen haben eine längere Kettenlänge und bestehen aus mehr als 10 bis 12 Kohlenstoffatomen.
Kurzkettige Fettsäuren haben eine längere Kettenlänge von 4 – 5 Kohlenstoffatomen. Bekannte Vertreterin ist die Buttersäure. Kurzkettige Fettsäuren entstehen auch im Hundedarm selbst durch bakterielle Stoffwechselprozesse.
Die Verstoffwechselung von Fettsäuren beim Hund
Der Begriff Fettstoffwechsel umfasst zwei Aspekte. Zum einen bezieht es sich auf den Prozess der Zerlegung von Nahrungsfetten im Verdauungstrakt, bekannt als Fettverdauung, und den anschließenden Transport dieser Fette über den Ductus thoracicus (Milchbrustgang, das größte Lymphgefäß des Körpers) ins venöse Blut und von dort in die Leber.
Darüber hinaus beschreibt der Begriff auch die oxidative Verstoffwechselung von Fetten im Körper, die zur Gewinnung von Energie verwendet wird. Diese oxidative Verstoffwechselung ermöglicht auch den Abbau von Fettsäuren zu Vorläufern für die Synthese von Vitaminen, Steroidhormonen und Gallensäuren.
Die Verstoffwechselung von Fettsäuren ist ein komplexer Prozess, der in mehreren Schritten abläuft. Mittel- und langkettigen Fettsäuren unterscheiden sich sowohl in der Aufnahme als auch in der metabolischen Verarbeitung.
Langkettige Fettsäuren aus Lipiden und Triglyceriden werden zunächst im Dünndarm von Enzymen zu freien Fettsäuren abgebaut werden, bevor sie im Darm von den Zotten absorbiert werden können. Nach der Absorption vom Dünndarm werden die langkettigen Fettsäuren wieder zu Triglyceriden umgebaut und als Mycellen in die Blutbahn transportiert, entweder an Proteine gebunden oder sie zirkulieren als freie Fettsäuren.
In den Zellen können langkettige Fettsäuren in verschiedene Stoffwechselwege eingeschleust werden. Dies geschieht durch Oxidation, bei der die Fettsäuren in Acetyl-CoA umgewandelt und im Citratzyklus (Zitronensäurezyklus) metabolisiert werden. Dieser Prozess liefert Energie in Form von ATP, das "Benzin" aller Zellvorgänge.
Mittelkettige Fettsäuren hingegen werden in der Leber hauptsächlich zu Ketonen verstoffwechselt. Ketonkörper können vom Körper als Energiequelle genutzt werden, insbesondere vom Gehirn und von Muskeln. Der Abbau von mittelkettige Fettsäuren zu Ketonen erfolgt schneller als der Abbau von langkettigen Fettsäuren, weshalb MCT-Öle oft als diätetische Ergänzung und schnell verfügbare Energiequelle für Hunde mit bestimmten Stoffwechselstörungen wie Epilepsie oder bei erhöhtem Energiebedarf eingesetzt werden.
Bei mittelkettigen Fettsäuren wird also eine vereinfachte und schnellere Aufnahme beobachtet. Sie werden direkt über die Darmschleimhaut aufgenommen und gelangen über die Pfortader in die Leber und nehmen nicht den längeren Weg mit Umbau ihrer Strukturen und den Transport über das Lymphsystem. In der Leber werden sie schnell in Ketone umgewandelt, die als alternative Energiequelle genutzt werden können. Dabei umgehen sie die komplexe Verstoffwechslung, wie sie bei langkettigen Fettsäuren stattfindet.
Mittelkettige Fettsäuren (MCT) können aufgrund ihrer kürzeren Kettenlänge und ihrer besonderen chemischen Struktur auf eine vereinfachte Weise vom Darm in die Leber des Hundes gelangen. Im Gegensatz zu langkettigen Fettsäuren, die über den herkömmlichen Fettsäurestoffwechsel verarbeitet werden, haben MCT-Öle den Vorteil, dass sie nicht auf die Hilfe von Gallensäuren angewiesen sind und eine schnellere Aufnahme im Darm ermöglichen.
Mittelkettige Fettsäuren und MCT-Öle werden in der Tiermedizin in verschiedenen Situationen und Erkrankungen bei Hunden eingesetzt:
Pankreatitis: Aufgrund ihrer leichten Verdaulichkeit und der minimalen Ausschüttung von Pankreasenzymen werden MCTs manchmal als Fettquelle für Hunde mit Pankreatitis verwendet. MCT-Öl können zur Verbesserung der Verdauung und Verringerung der Entzündung bei Hunden mit Pankreatitis beitragen kann.
Lebererkrankungen: Hunde mit Lebererkrankungen können Schwierigkeiten haben, langkettige Fettsäuren zu verstoffwechseln. Das Vorhandensein von MCT im Futter ermöglicht eine schnellere Bildung von Ketonkörpern, die als alternative Energiequelle für die Leber dienen können. Die Verabreichung einer MCT-reichen Diät kann zur Verbesserung der Leberfunktion bei Hunden mit Lebererkrankungen beitragen kann.
Energieunterstützung: MCT werden oft als schnelle Energiequelle eingesetzt, insbesondere in Zeiten erhöhten Energiebedarfs wie bei intensiver körperlicher Aktivität, Rekonvaleszenz nach Krankheit oder bei Hunden mit verminderter Futteraufnahme. Die Verabreichung von MCT kann die aerobe Ausdauerleistung bei trainierten Hunden verbessern.
Epilepsie: MCT-Öl wird manchmal als Ergänzung zur Behandlung von idiopathischer Epilepsie bei Hunden eingesetzt. Einige Studien haben gezeigt, dass MCTs die Anfallshäufigkeit bei Hunden mit Epilepsie reduzieren können, jedoch sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die genauen Mechanismen zu verstehen und die Wirksamkeit zu bestätigen.
Intestinale Probleme: MCT-Öle werden antibakterielle, antimykotische und antivirale Eigenschaften zugesprochen. Somit werden sie bei Darminfektionen, Störungen der Darmflora und bei Pilzinfektionen innerlich und äußerlich eingesetzt.
Lymphangieektasie: MCT-Öle werden bei Lymphangieektasie bei Hunden als Ergänzungstherapie eingesetzt. Lymphangiektasie ist eine Erkrankung, bei der die Lymphgefäße im Darmbereich erweitert und funktionsgestört sind, was zu Problemen bei der Aufnahme von Nährstoffen führt.
Die Verwendung von MCT-Ölen bei Lymphangieektasie
Bei allen PLE-Patienten ist auf den Fettgehalt der Rationen zu achten, bei Hunden mit Lyphangieektasie insbesondere. Bei allen herkömmlichen Fertigfuttersorten (Dosen- oder Trockenfutter) stammt der größte Teil des Fettgehalts aus langkettigen Triglyceriden.
Sie werden nach der Resorption über die Milchgefäße zum Ductus thoracicus und in den systemischen Blutkreislauf transportiert. Dabei erhöht die Absorption langkettiger Triglyceride den Lymphdruck und den Lymphfluss vier bis sechs Stunden lang um das Zwei- bis Dreifache. Wenn der Lymphfluss beeinträchtigt ist, kommt es dadurch zu einer Schwellung der Lymphgefäße. Diese überdehnten Lymphgefäße können reißen und Lymphe in das Darmlumen und umliegende Gewebe freisetzen. Dieser Prozess kann zusätzlich die Darmschleimhaut schädigen und als Folge davon geht noch mehr Protein durch Exsudation oder Blutung in den Dünndarm verloren.
Deshalb ist eine Reduktion des Fettgehalts im Futter für Hunde mit Lymphangieektasie extrem wichtig. Durch die Begrenzung der Fettaufnahme wird der Lymphdruck und die Laktat- und Lymphdehnung und somit der daraus folgende Proteinverlust minimiert.
Durch den Einsatz von mittelkettigen Fettsäuren wird der Transport der Fette über die Lymphe umgangen und die Fette direkt in das Blut aufgenommen.
Anwendungsempfehlungen von MCT-Ölen bei Darmerkrankungen
Das Öl wird am besten von den Hunden akzeptiert, wenn es direkt in die Futterration integriert ist. Als isolierte Ölgabe ist es wenig schmackhaft.
Wichtig ist, zusätzlich essentielle Fettsäuren zu geben und auf ihre ausreichende Zufuhr zu achten, wenn MCT-Öle über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Empfohlen wird ein ausgewogenes, hochverdauliches, fettarmes Futter zu verfüttern (Fett <15 % TS bei Fertigfutter oder selbst zusammengestellten Kochrationen, das ausreichend Energie liefert (>3,5 kcal/g [>14,6 kJ/g TS]).
Bezugsquellen
Hersteller von MCT-Ölen für Hunde sind bspw. die tierärztlichen Ernährungsberatungen von Futtermedicus und Napfcheck. Ebenso sind MCT-Öle bei der Fa. pahema und auch aus dem Humanbereich erhältlich.
Nebenwirkungen von MCT-Ölen
Bei der Verwendung von MCT-Ölen ist auf mögliche Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen zu achten. Diese können sich als Erbrechen und osmotischer Durchfall zeigen. Wichtig ist ein Einschleichen des Öls und zu Beginn eine möglichst geringe Dosierung zu wählen.
Comments